In Maiersch klappert's

Sie haben beschlossen, in Gars am Kamp eine Familie zu gründen - was in diesem Fall eine kleine Sensation ist:

06. Mai 2014

MAIERSCH. Ein Storchenpaar hat den Schornstein beim Jugendheim in der Katastralgemeinde Maiersch als künftigen Familiensitz auserkoren und ein Nest gebaut - das erste seit vielen Jahren. „Eine Neuansiedlung ist tatsächlich sehr ungewöhnlich - normalerweise kehren Störche dorthin zurück, wo sie schon gebrütet haben“, weiß der Garser Ornithologe (Vogelexperte) GR Friedrich Gubi.

Es dürfte ein junges Paar sein, drei bis vier Jahr alt, gerade einmal geschlechtsreif. Wahrscheinlich haben die beiden Weißstörche einander auf der Reise aus dem Süden nach Europa kennengelernt, vielleicht sogar erst in Maiersch. Wenn nichts Schlimmes passiert, werden sie ein Leben lang zusammenbleiben und immer wieder nach Maiersch zurückkehren.

Idealer Standort
„Der Standort für das Nest ist ideal“, sagt Gubi - ein frei stehender Schornstein, der über alle anderen Gebäude hinwegragt. „Das mögen sie.“ Das Futterangebot mit den Teichen in unmittelbarer Nähe und die große Mäusepopulation dürfte das junge Pärchen auch kulinarisch überzeugt haben. Wenn alles nach Wunsch läuft, könnten das Weibchen drei bis fünf Eier legen, die Jungen würden dann Anfang August schlüpfen.

76 Brutvogelarten
Das Gebiet von Gars am Kamp ist generell ein guter Boden für Vögel. 76 Brutvogelarten wurden hier gezählt. Friedrich Gubi: „Damit sind wir in Österreich im oberen Drittel.“ Davon profitieren nicht nur die Vögel. Artenvielfat ist immerhin ein gutes Zeichen, dass wir inmitten einer intakten Natur leben.

Historischer Brutplatz
Das Storchenpaar hat sich ein historisches Plätzchen in Maiersch zum Brüten gesucht: Das jetzige Jugendzentrum ist in der ehemaligen "1. Dampfmolkerei Niederösterreichs" untergebracht. Die Dampfmolkerei wurde 1902 als erste Molkereigenossenschaft von den Landwirten in Maiersch gegründet. Von dem Aufschwung durch die Kamptalbahn und die Sommerfrischegäste profitierte auch die Molkerei, die hauptsächlich Butter erzeugte. Die Genossenschaft hielt sich fast hundert Jahre bis sie 1999 aufgelöst wurde.